/ Domains als Spiegel aktueller Ereignisse
/ nic.at News - 05.06.2019 07:46
Domains als Spiegel aktueller Ereignisse
Spannende politische Zeiten bringen nicht nur den Medien ungewohnte Zugriffszahlen. Sie beflügeln auch die Kreativität der Internet-User und bringen jede Menge origineller Domainregistrierungen mit sich. Zitate, Wortschöpfungen und Wahlspekulationen: Der Blick in die .at-Zone ist ein Spiegel der aktuellen österreichischen Innenpolitik.
Von A wie „alea iacta est“ bis Z wie „zack zack zack“, die politischen Ereignisse finden auch in der Domainwelt ihren Widerhall. Seit der Veröffentlichung des Strache-Videos wurden zahlreiche Zitate und Wortmeldungen dazu als Domains registriert – unter anderem Aussagen wie „genug ist genug“ oder „so sind wir nicht“. Auch das legendäre „Ibizagate“ ließ nicht lange auf sich warten.
Weiter ging es mit Wahlspekulationen, und findige User brachen schon virutelle Wahlen vom Zaun, bevor diese überhaupt Realität wurden: in Einzahl, Mehrzahl, mit Jahreszahl, ohne Jahreszahl, mit und ohne Bindestrich – der Wählerwille fand rasch seinen Ausdruck in unzähligen Domainnamen.
Umso größer war dann Ende Mai die Erleichterung, wieder eine „Vertrauensregierung“ zu haben, und auch Begriffe rund um „Demokratie“ erfreuten sich plötzlicher Beliebtheit bei den Registrierungen. Ob auch die Statements „so sind wir“ und „wir packen das“ damit zu tun haben, wird man sehen…
Namens- und Markenrechte haben Vorrang
nic.at Juristin Barbara Schloßbauer stellt klar: „Solange es sich bei den Domainnamen um generische Begriffe handelt, ist dagegen nichts einzuwenden. Der Begriff Wahlen wird ebensowenig geschützt sein wie Ibizagate oder eine geläufige Redewendung wie „jetzt erst recht“. Problematisch wird es dann, wenn Namens- oder Markenrechte von Kandidaten oder Parteien verletzt werden. Hier haftet der Domain-Inhaber.“
Ob unter all diesen Domains wirklich Inhalte zu finden sein werden, ist zu bezweifeln. Manch ein Domain-Inhaber hofft möglicherweise darauf, die Domain zu verkaufen. Die Daten privater Domain-Inhaber sind allerdings geschützt, wie Schloßbauer betont: „nic.at veröffentlicht in der Whois-Datenbank keine Inhaberdaten von Privatpersonen. Diese werden nur im Fall von berechtigtem Interesse, also bei Rechtsverletzungen und bei entsprechender Begründung herausgegeben. Ein reines Kaufinteresse reicht nicht.“
2017 lässt grüßen
Eine ähnliche Dynamik ließ sich bereits 2017 rund um den Bruch der ÖVP-SPÖ Koalition beobachten: Hier brachten sich vor allem die Parteien im Internet in Stellung und registrierten binnen kürzester Zeit unzählige Domains rund um ihre Spitzenkandidaten, allen voran Kurz und Kern. Gerade diese beiden Namen verleiteten aber auch zu originellen Doppeldeutigkeiten: Sowohl das Eigenschaftswort kurz als auch der „Kern“ sind allgemeine Begriffe und als solche in vielen Wörtern und Redewendungen vertreten. Natürlich möchte nicht zu kurz kommen, wer seine Kernwähler mobilisieren will…
Politik immer professioneller bei Domains
Prinzipiell ist festzustellen, dass die Parteien im Umgang mit Domains immer professioneller und weitsichtiger agieren – und lieber einmal eine Domain mehr registrieren als sie jemand anderem überlassen. Bewusst werden auch Varianten mit und ohne Bindestrich sowie mit und ohne Umlaut gewählt, um kein Schlupfloch offen zu lassen. Spannend ist außerdem die Wahl der Top-Level-Domains in der heimischen Parteienlandschaft: Die meisten Parteien setzen ganz patriotisch auf .at, die Neos zeigen ihre Europaverbundenheit mit einer .eu-Domain und am innovativsten tritt die Liste Jetzt auf: Sie hat das Glück, dass seit einigen Jahren die Top-Level-Domain .jetzt existiert und kann sich online somit auf www.partei.jetzt präsentieren. Ihre .at-Domain hat sie sich trotzdem gesichert - und zwar ganz vorbildlich unter .at, .co.at und .or.at.