/ „Domains werden unser Hauptgeschäft bleiben“
/ nic.at News - 28.05.2024 09:00
„Domains werden unser Hauptgeschäft bleiben“
Auf dem Domain pulse in Wien diskutierten internationale Branchenvertreter über Regulierungswut, geopolitische Krisen und die Zukunft von Domains.
Welche sind die großen Herausforderungen der Branche? Und wie wird sich das Geschäft mit Domains entwickeln? Diese Fragen diskutierten Richard Wein (nic.at Geschäftsführer), Andreas Musielak (DENIC Vorstand) und Urs Eppenberger (Leiter SWITCH). Die gestiegenen Regulierungsanforderungen waren dabei ein bestimmendes Thema in der Runde. Andreas Musielak erinnert sich: „Vor zehn Jahren gab es so gut wie keine regulatorischen Maßnahmen. Heute haben wir einen bunten Strauß an regulatorischen Themen.“ Neben der europäischen NIS2-Richtlinie gibt es unter anderem auch den Cyber Resilience Act und das eEvidence Paket. Urs Eppenberger, stimmte zu: „Andere Industriesektoren werden bereits seit Jahrzehnten reguliert. Die Zeiten, in denen die Politik dem Best-Effort-Prinzip des Internets vertraut hat, sind vorbei. Nun müssen auch wir mit dem Regulator ins Gespräch kommen.“ Richard Wein gab zu Bedenken: „Die Regulierungswut hat uns voll erwischt. NIS2 ist eine größere Herausforderung als die Datenschutzgrundverordnung.“
„Wir deutschsprachigen Registries stehen auf gesunden Beinen“
Die geopolitischen und wirtschaftlichen Krisen halten die Branche ebenfalls in Atem. „Wir beschäftigen in Zürich Mitarbeiter:innen aus vielen verschiedenen Ländern. Teilweise auch aus Heimatländern, die sich bekriegen“, informierte Urs Eppenberger. Der Krieg sei dann ganz nah. „Man kann nicht mehr sagen, das geschieht alles weit weg.“ DENIC-Vorstand Andreas Musielak betonte: „Solange uns geopolitische Krisen nicht persönlich betreffen, sind wir gut vorbereitet. Die Inflation können wir meistern, weil wir alle einen hohen Kundenbestand haben.“ nic.at Geschäftsführer Wein sagte in Bezug auf die steigende Inflation: „Wir stehen auf gesunden Beinen, aber das Kostenmanagement wird immer wichtiger.“
Auch der Fachkräftemangel beschäftigt die Registries. „Der IT-Fachkräftemangel trifft uns mit voller Wucht“, so Wein. Eppenberger bestätigte: „IT-Architekten und Cloud-Ingenieure warten nicht vor der Tür. Aber wir sind sinnstiftende und stabile Arbeitgeber, diese Karte dürfen wir auch ausspielen.“
Hoffnung auf neue gTLDs
Und was bringt die Zukunft für das Domaingeschäft? „Domains werden wichtig bleiben“, ist Musielak überzeugt. Auch Wein ist sich sicher: „Wir werden noch viele Jahre Domains haben. Ich glaube nicht, dass sich die Branche massiv verändern wird.“ Man dürfe sich allerdings nicht nur auf ein Produkt verlassen. „Bei nic.at fördern wir Diversität und stellen uns seit vielen Jahren mit mehreren Services, wie zum Beispiel mit unserem Anycast Produkt RcodeZero DNS, breiter auf“. Auch Eppenberger betonte: „Domains werden unser Hauptgeschäft bleiben. Und Registries wird es in dieser Form noch eine ganze Weile geben.“
Die Wichtigkeit und den Fortbestand von Domains bestätigte auch Michael Riedl, CEO von Team Internet Group, bei seinem Vortrag in Wien: „Domainnamen werden sich positiv entwickeln. Es wird weiterhin Wachstum geben. “Die Neuregistrierungen seien nach der Corona-Pandemie zwar etwas gesunken, der langfristige Trend geht aber nach oben“. Hoffnung setzt Riedl auch in die geplante Einführung weiterer generischer Top-Level Domains (gTLDs). „Wir sehen großes Potenzial, die Anzahl der Registrare weltweit zu erweitern und zu diversifizieren.“ Christopher Mondini, Managing Director Europe von ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), nannte auf dem Domain pulse auch einen Zeitrahmen für die Umsetzung: „Läuft alles nach Plan, könnten im zweiten Quartal 2026 die ersten Bewerbungen für die neuen gTLDs eingereicht werden.“
Es ist also vieles im Umbruch und so manche Herausforderung wartet auf die Domainbranche. Die drei Leiter der deutschsprachigen Registries und die Speaker auf dem Domain pulse waren sich aber einig: Der Aussichten für die Branche bleiben grundsätzlich positiv.