/ Ist meine Domain „Gold wert“?

Apr 14

/ nic.at News - 14.04.2020 10:32
Ist meine Domain „Gold wert“?

Zu welchem Preis eine Domain auf dem Markt gehandelt wird, ist oft von mehreren Faktoren abhängig. Es gibt zahlreiche Tools, die bei der Bewertung helfen können. Die Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Eine Domain ist wie ein Stück Grund. In manchen Fällen ist dieses Grundstück sehr viel Geld wert. Auch wenn die Internetadressen virtuell sind, besitzen sie einen realen Wert. Die Bestimmung dieses Wertes ist aber nicht einfach. Im Vergleich zu Bewertungen von Immobilien oder Gebrauchtwagen, fehlen bei der Bewertung von Domains messbare Kriterien. Ein Versuch mit der noch verfügbaren Beispieldomain uhronline.at zeigt: Die Ergebnisse schwanken enorm. Beim Domainbewerter adresso.de zeigt die Schnellbewertung für uhronline.at einen Wert von 2400 bis 2800 Euro an. Das ändert sich jedoch beim nächsten Bewertungstool. Bei domainbewertung24.net sind es nur noch elf Euro. Bei adressio.de sind es für dieselbe Domain etwa 6000 Euro. Und Registrar godaddy.com schätzt den Domainwert auf unter 100 US-Dollar. Die Beispieldomain deckt also eine Preisspanne zwischen 11 Euro und 6000 Euro ab. Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Und was macht den Wert einer Domain aus? Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum sind die Ergebnisse der Bewertungstools unterschiedlich?
Die unterschiedlichen Ergebnisse hängen mit den verschiedenen Methoden zusammen, erklärt Negar Hajikhani, Brokerin von der Handelsplattform Sedo. „Domainanalyse und Domainbewertung sind oft subjektive Prozesse, die abhängig von der verwendeten Methode und den zu bewertenden Kriterien zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können.“ Dies sei auch nachvollziehbar, denn im Vergleich zu Gebrauchtwagen handelt es sich bei jeder Domain um ein Einzelstück. „Genau das erschwert eine automatisierte Wertermittlung“, sagt die Brokerin. Auch domainbewertung24.net betont, dass der ermittelte Domainwert nur ein Richtwert sei und abhängig von Bekanntheitsgrad und Besucherzahlen abweichen kann. Den Wert einer Domain zu bestimmen, ist und bleibt schwierig. „Eine Domain, die für den einen ein Vermögen wert ist, bedeutet dem anderen nichts. Domain-Bewertungsangebote sind deshalb mit Vorsicht zu genießen“, schreibt Daniel Dingeldey im Blog domain-recht.de.

Wie bewertet man eine Domain?
Bei Sedo analysieren und bewerten internationale Experten die Domain. Es wird ein kostenpflichtiges Wertgutachten erstellt. „Bei unserer Bewertungs-Methode beachten wir elf Faktoren, die entscheidend für eine Wertermittlung sind“, sagt Brokerin Negar Hajikhani. So werden beispielsweise nicht nur die klassischen Faktoren wie Länge des Domainnamens, Domainendung und Traffic bei Sedo berücksichtigt, sondern auch Aspekte wie Rechtslage, Internetaffinität, Verkaufs- und Marktchancen. „Darüber hinaus haben wir in unserer Datenbank über 400.000 Domainverkäufe, die wir als Referenz heranziehen können, um ähnliche bereits verkaufte Domains zu vergleichen und Auskunft über den Marktwert der Domain zu erhalten.“ Als Brokerin mit über zehn Jahren Erfahrung kann Hajikhani auf den ersten Blick eine ungefähre Preisspanne abschätzen. Bei kostenlosen Bewertungstools wie bei godaddy.com, dem weltweit größten Domain-Registrar, ist hingegen ein Algorithmus bei der Bewertung im Spiel. „Der Algorithmus vereint maschinelles Lernen mit Verkaufsdaten“, so die Betreiber.

Was bestimmt den Wert einer Domain?
Grundsätzlich gilt: Die Domain ist so viel wert, wie der Käufer bereit ist zu zahlen. Dennoch gibt es verschiedene Faktoren, mit denen man den Wert eines Domainnamens messen kann. Ein Modell, das oft herangezogen wird, ist die sogenannte RICK-Formel: (Risk, Image, Commerce, Kürze).

  • Risiko: Je höher das Risiko einer juristischen Auseinandersetzung, desto niedriger ist der Wert.
  • Image: In diesem Punkt geht es um die Top-Level-Domain. „Nach wie vor ist .com die bevorzugte Endung bei Domain-Investoren. Domains mit dieser Endung erzielen höhere Preise“, sagt Domainexperte Daniel Dingeldey. Internationale Projekte bevorzugen .com, österreichische .at.
  • Commerce: Wie passt die Domain zum Projekt? Je besser die Domain kommerziell nutzbar ist, desto höher ist auch ihr Wert.
  • Kürze: Kurze Begriffe oder Ein-Wort-Domains sind in der Regel einprägsamer für Menschen und können schneller abgerufen werden. Die kurzen Domains sind heutzutage aber bereits oft vergeben – das treibt den Preis in die Höhe.

Gibt es noch mehr Faktoren?
Verschiedene Bewertungsportale und Domainexperten ziehen auch noch andere Aspekte hinzu, um den Wert einzuschätzen:

  • Die Art des Namens: Generische Domains haben in der Regel einen höheren Wert als beispielsweise Firmennamen.
  • Trends: Aktuelle Begriffe rund um neue politische oder wirtschaftliche Themen gewinnen schnell an Wert.
  • Das Alter: Je länger die Domain existiert, desto häufiger wird sie besucht und desto wertvoller wird sie für Käufer.
  • Traffic: Wie wichtig Backlinks sind, betont domainbewertung24.net: „Die Anzahl der Backlinks ist ausschlaggebend für den Bekanntheitsgrad der Domain und die Besucherzahlen der Website.“ Daher sei es wichtig, dass die Domain möglichst viele qualitativ hochwertige Backlinks besitzt.

Warum ist Traffic so wichtig für den Wert?
Als Traffic werden die Besucherzahlen auf einer Website und das von ihnen verursachte Datenaufkommen bezeichnet. „Je höher der Traffic ist, desto höher sind die Besucherzahlen, was sich wiederum auf den Wert der Domain auswirkt“, sagt Sedo-Brokerin Negar Hajikhani. Der Vergleich mit einem Grundstück hilft: Wer ein Geschäft in der gut besuchten Fußgängerzone eröffnet, hat automatisch Besucherströme. Das wirkt sich auf die Höhe der Ladenmiete aus. Wer allerdings in einer Seitenstraße eröffnet, muss viel Werbung machen, um Kunden zu sich zu locken. Dort wird die Ladenmiete geringer sein. „Genauso verhält es sich bei Domains: jene mit viel Traffic sind wertvoller als die mit wenig Traffic“, so die Brokerin. Neben der Menge an Traffic ist vor allem die Qualität des Traffics ein wichtiger Faktor, der den Wert der Domain maßgeblich mitbestimmt. „Wenn ein Reise-Unternehmen die Domain wellness.de kaufen möchte, und diese Domain projektiert ist und bereits über Traffic von der ersehnten Zielgruppe verfügt, wirkt sich dies auf den Preis aus. Man zahlt sozusagen für bereits vorhandene Kunden mit.“


  Tipp: Parken statt Verkaufen

Die Domain kann mit der Zeit an Wert gewinnen. Viele Händler verdienen mit Domain-Parking Geld. Die Investoren warten darauf, die geparkten Domains später zu einem höheren Preis verkaufen zu können. Währenddessen arbeitet die Seite für sie. Das Prinzip ist einfach: Auf der ungenutzten Webpräsenz wird thematisch passende Werbung zum Domainnamen eingeblendet. Klickt ein Besucher der geparkten Seiten auf einen Werbelink, zahlt das werbende Unternehmen dafür.