/ Zehn Punkte, die Firmen bei der Domainwahl beachten sollten

Oct 15

/ nic.at News - 15.10.2019 09:23
Zehn Punkte, die Firmen bei der Domainwahl beachten sollten

Die Anfangszeit der Gründung ist oft spannend und turbulent, dabei verlieren Unternehmen die Registrierung der passenden Domain manchmal aus den Augen. Das kann böse Folgen haben, wie der Blick nach Deutschland zeigt.

Es fing eigentlich alles gut an für die Firma Vertragslotse. Die Geschäftsidee war interessant, das Kapital vorhanden. Das Startup aus Deutschland entwickelte ein Modell, das Kunden an wichtige Kündigungsfristen und auslaufende Verträge erinnerte. Jan Hendrik Ansink, der Gründer von Vertragslotse, hatte auch den Internetauftritt im Blick. Er sicherte sich die Domain vertragslotse.com. Ansink versuchte natürlich auch, die Adresse mit der Top-Level-Domain .de zu bekommen, doch der Begriff war bereits vergeben. Registriert hatte die Domain der Konkurrent Aboalarm, der dasselbe Geschäftsmodell verfolgte. Eine bittere Sache mit gravierenden Folgen. Gaben potenzielle Kunden nun den Namen Vertragslotse mit Endung .de ein, landeten sie direkt beim Mitbewerber. Die Geschichte stammt aus dem Jahr 2015. Nach jahrelangem Rechtsstreit einigten sich die Firmen schließlich. Der Streit zeigt, wie wichtig es für Firmen ist, sich so früh wie möglich um die eigene Internetadresse zu kümmern.

Hier sind zehn wichtige Punkte, die Firmen bei der Wahl des Domainnamens beachten sollten:

1. Domain registrieren
Die Domain wird bei einer Registrierungsstelle eingetragen und ist damit geschützt. Durch einen Domain-Check kann dort einfach und schnell überprüft werden, ob die gewünschte Domain noch zur Verfügung steht. Wenn eine .at-Domain registriert wird, „mietet“ man diese grundsätzlich für eine unbestimmte Zeit. Bei der Registrierung geht der Domain-Inhaber ein „Dauerschuldverhältnis“ ein, ähnlich wie bei einem Handyvertrag. Die Domain bleibt so lange aufrecht, bis aktiv gekündigt wird. Achtung: die Vertragslaufzeit ist nicht bei allen Domainendungen gleich. Daher gut informieren, damit es zu keinem bösen Erwachen kommt und der Domainname plötzlich von jemand anderem registriert wird.

2. Keine Experimente beim Domainnamen
Die Suche nach einem Namen für die Firma sollte zeitgleich mit der Suche nach einer Domain einhergehen. Der Name ist am besten einprägsam, kurz und prägnant. Die Vergabestelle nic.at gibt den Tipp: „Verwenden Sie keine schwierigen Wörter oder Fremdwörter.Was gedruckt fürs Auge von Vorteil ist, kann beim Buchstabieren am Telefon störend und schwierig sein.“ Oft tendieren junge Firmen dazu, als Namen Wortspiele zu wählen, davon raten Experten jedoch ab. Die Handelsplattform Sedo nennt als Negativ-Beispiel den Logistikdienstleister tiramizoo.com. Die Firma ließ sich von der berühmten italienischen Nachspeise inspirieren. „Doch wer kann sich solche Wortkreationen merken und bei Google oder im Browser fehlerfrei eintippen?“, fragt Sedo.

3. Schnell sein bei der Domain-Wahl
Als Unternehmensgründer hat man meist jede Menge um die Ohren. Es gilt, die eigene Geschäftsidee zu entwickeln, nach einer passenden Finanzierung zu suchen und eventuell Mitarbeiter zu finden. In dieser aufregenden Zeit kann man die Domain aus den Augen verlieren. Das führt eventuell zu unerwünschten Überraschungen. Die Wirtschaftskammer Österreich gibt Gründern in einem Leitfaden deshalb den Tipp: „Sichern Sie sich die Business-relevanten Domain-Namen, bevor es ein anderer tut.“ Egal ob Firmenname, Marken-, Produkt- oder Standortbezeichnungen: Was für Sie schützenswert ist, sollte auch als Domain registriert sein.

4. Markenrechte checken
Ganz generell gilt: Finger weg von Domains, die Rechte Dritter verletzen. So nett es auch wäre, die Kunden vom Konkurrenten durch eine verwechselbare Domain abzuwerben, es ist nicht zulässig, sofern Marken- oder Kennzeichenrechte verletzt werden. Vorab ist eine Markenrecherche daher unbedingt empfehlenswert, um rechtliche Probleme zu vermeiden. Domain-Inhaber müssen dafür Sorge tragen, dass keine Marken- und Namensrechte verletzt werden. So stehen Unternehmensnamen unter dem Schutz des Namensrechts und dürfen in Domainnamen Dritter nicht verwendet werden.

5. Nicht zu schnell aufgeben, wenn die Domain vergeben ist
Was tun, wenn die Domain bereits vergeben ist? Nicht den Kopf in den Sand stecken, es gibt viele Möglichkeiten. Auf den verschiedenen Handelsplattformen gibt es Übersichten über bereits vergebene Domains, die zum Verkauf stehen. Dort kann man die gewünschte Domain – falls man sich mit dem Eigentümer einigt - kaufen. Manchmal geht es auch auf dem direkten Weg. Einige Domainhändler hinterlegen auf den nicht genutzten Adressen sogenannte Landingpages. Dort findet man alle Kontaktdaten und Informationen. Oft werden Domains aber nur für E-Mails oder andere Dienste genutzt – das ist von außen nicht sichtbar. Eine andere Option wäre, einen Broker zu beauftragen, der die Verhandlungen übernimmt.
Und vielleicht ist es auch möglich, den Wunsch-Namen in leicht veränderter Form als Domain zu registrieren? Es gibt viele Alternativen, so könnte man den Namen mit Bindestrich schreiben oder es bieten sich Umlaute an. Tipps, wie man zur perfekten Domain kommt, gibt es auf der Website von nic.at.

6. Mehrere Domainnamen registrieren
Viele Wege führen nach Rom, viele Wege können auf die Homepage einer Firma führen. Es muss nicht immer nur der Name des Unternehmens registriert sein. Man könnte beispielsweise ein besonderes Angebot oder ein Produkt mit einer eigenen Domain ins Rampenlicht rücken. Diese Adresse könnte auf eine Unterseite der Webseite und damit direkt zum Produkt führen. Eine Alternative wäre auch eine zusätzliche „selbsterklärende“ Domain mit einem generischen Begriff, um den Verkehr auf der Seite zu erhöhen. So sicherte sich Ketchup-Hersteller Heinz die Domains ketchup.at und ketchup.de.

7. Keyword-Domain als Alternative
Eine Alternative zum Firmennamen ist eine Keyword-Domain. Eine Keyword-Domain ist eine Domain, die wichtige Begriffe bereits im Namen enthält. Beispielsweise könnte die fiktive Person Rabea Waller für ihre Consulting-Website anstatt www.rabeawaller.at die Adresse www.consulting-waller.at nehmen. Der Vorteil wäre, dass die Homepage durch den Begriff in der Domain besser in Suchmaschinen rankt.

8. Die Domain international werden lassen
Ist die Firma auf dem österreichischen Markt tätig, bietet sich eine .at-Domain mit deutschsprachiger Homepage an. Aber was, wenn das Unternehmen mit der Zeit internationaler wird? Bei einer Expansion kann die Domain durch länderspezifische Top-Level-Domains erweitert werden. Im Beispiel der Beraterin Rabea Waller gibt es neben der Domain rabeawaller.at dann zusätzlich die Domain rabeawaller.fr in Frankreich. Aufpassen muss man bei deutschen Keyword-Domains, denn die deutschen Keywords sind für ausländische Zielgruppen nicht relevant und Umlaute sind auf einer englischen Tastatur mühsam zum Eingeben. Alternativ könnte man eine Ein-Domain-Strategie festlegen und dann mit länderspezifischen Verzeichnissen arbeiten: rabeawaller.at/es und rabeawaller.at/fr usw.

9. Verschiedene Endungen nutzen
Startups stehen oft vor dem Problem, dass viele Domainnamen bereits belegt sind. Durch die neuen generischen Endungen (gTLDs) wie .shop oder .versicherung ergeben sich allerdings viele Alternativen zu den klassischen länderspezifischen Top-Level-Domains. Die Handelsplattform Sedo rät deshalb: Das eigene Portfolio sollte immer alle Domain-Varianten abdecken und neben den klassischen Endungen .at,.de oder .com auch neue Domainendungen beinhalten.

10. Tippfehler-Varianten sichern
Es ist ein Klassiker: Der Vertipper bei der Eingabe von Domains. So schreiben manche Kunden von unserer fiktiven Beraterin Rabea Waller den Namen ausversehen mit einem H. Für diese Fälle kann sich die Unternehmerin die Domain rabeawahler.at sichern – die Tippfehler-Variante führt dann automatisch  auf die richtige Seite. Das ist weit verbreitet. Wer gogle.com eingibt, landet auf der normalen Google-Seite. Das bietet sich vor allem für Firmen an, die kompliziertere Namen haben.