/ 29.10.2019: Das Internet wird 50 Jahre alt
/ Pressemeldungen - 28.10.2019 11:11
29.10.2019: Das Internet wird 50 Jahre alt
Von anfänglichen Pannen, niedlichen Ideen, Dosenfleisch und bahnbrechenden Entwicklungen: Die Meilensteine auf dem Weg zum Massenmedium unserer Zeit.
Es fängt alles mit einer Panne an. Die erste Internetverbindung am 29. Oktober 1969 funktioniert nicht. Bereits nach dem „O“ im Wort LOG für „Login“, streicht der Computer seine Segel und hängt sich auf. Doch einige Stunden später klappt es: Ein kühlschrankgroßer Computer an der University of California in Los Angeles kommuniziert mit einem Computer der Stanford University bei San Francisco. Diese Vernetzung vor 50 Jahren gilt als Geburtsstunde des Internets. Das kleine Computer-Netzwerk, damals noch Arpanet genannt, soll eigentlich nur Universitäten, die für das Verteidigungsministerium forschen, verbinden. Der wissenschaftliche Austausch steht im Vordergrund. Die gigantische kommerzielle Entwicklung des Internets ist damals nicht absehbar.
Die erste E-Mail wird versendet
Zwei Jahre später fällt dem US-Informatiker Ray Tomlinson ein, dass es doch ganz nett wäre, auch Nachrichten zwischen zwei Computern, die über das Arpanet verbunden sind, zu verschicken. Der Informatiker nutzt für die E-Mail das @-Zeichen und sendet diese an einen Computer im Nebenzimmer. Tomlinson ist sich der Tragweite seiner Erfindung 1971 nicht bewusst. „Ich fand es eine niedliche Idee.“ Jahre später, als die E-Mail aus dem Schriftverkehr bereits nicht mehr wegzudenken ist, wird die Öffentlichkeit auf den E-Mail-Erfinder Tomlinson aufmerksam. Leider erinnert er sich dann nicht mehr an den Inhalt der Mail. Tomlinson amüsiert das riesige Interesse: „Mitte der 90-Jahre fragte mich ein Reporter, ob ich wüsste, was ich am Abend der ersten E-Mail gegessen habe. Wer kann sich denn erinnern, was er 1971 zu Abend gegessen hat?“
Ist die E-Mail erstmal aufgetaucht, bleibt auch die Spam-Mail nicht fern. Die erste Spam-E-Mail wird 1978 mit einem Werbeinhalt der Firma „Digital Equipment Corporation“ versendet. Das Wort Spam ist ursprünglich ein Markenname für Dosenfleisch. Spam war während des Zweiten Weltkrieges trotz Rationierungen in Großbritannien überall erhältlich und omnipräsent.
Keine Zahlen, sondern Namen
Einen Meilenstein markiert das Jahr 1981: Der IBM Personal Computer kommt auf den Markt. Die Geräte sind nun nicht mehr nur für Computerexperten, Techniker oder Wissenschaftler konzipiert, sondern auch für den privaten Gebrauch. Mit der Umstellung von Arpanet-Protokollen auf das „Internet Protocol“ beginnt sich auch der Name „Internet“ durchzusetzen. Wissenschaftler um Jon Postel vom USC Information Sciences Institute in Kalifornien entwickeln zudem die Architektur des Domain Name Systems (DNS). 1985 wird die erste Domain der Welt nordu.net registriert. Das Internet verbreitet sich nun schnell über die Grenzen der USA hinaus.
Nachricht aus den USA: „Done“
In Österreich befassen sich Ende der 80er-Jahre vor allem die Universitäten mit dem Thema. Dr. Peter Rastl, damals Leiter des Zentralen Informatikdienstes an der Universität Wien, bittet 1988 einen Mitarbeiter, eine E-Mail an US-Informatiker Jon Postel zu schicken. Postel soll Österreich in das Verzeichnis der Ländercodes aufnehmen. Postel antwortet kurz darauf: „Done.“ Die Top-Level-Domain .at ist im DNS eingetragen. Peter Rastl bedauert es heute, diese E-Mail nicht aufgehoben zu haben. „Damals haben wir in keiner Weise verstehen können, dass das eine historische Bedeutung hat.“ Ein Jahr später beschließt die National Science Foundation der USA, das Internet für kommerzielle Zwecke nutzbar zu machen. Am 10. August 1990 wird die Universität Wien an das weltweite Internet angeschlossen.
Grundlage für das heutige Internet
Seinen Durchbruch verdankt das Internet aber einem Mann namens Tim Berners-Lee. Der britische Wissenschaftler entwickelt 1989 am Kernforschungszentrum Cern in Genf Pläne für das Word Wide Web. Sein Vorhaben: Ein Informationsmanagement-System erstellen, das den Datenaustausch unter Forschern vereinfachen soll. Berners-Lee schafft damit die Grundlage für das heutige Internet. Das World Wide Web ist vereinfacht gesagt ein Datentransfer von elektronischen Hypertext-Dokumenten. Alle Webseiten können über das gleiche Adressformat erreicht werden. Es entsteht der erste Browser und die Homepage des Cern.
Vom „Hype“ zum Massenmedium
Für Microsoft-Gründer Bill Gates ist das WWW anfangs "nur ein Hype". Er revidiert seine Meinung in den Jahren darauf aber schnell, denn die Entwicklung ist von nun an nicht mehr zu stoppen. Immer mehr Menschen gehen online. Bereits im Jahr 2000 sind 160 000 Adressen mit der Top-Level-Domain .at registriert, knapp 20 Jahre später sind es 1,3 Millionen.
Die ersten Registrierungen werden von der Universität Wien administriert. Da das Interesse rasch zunimmt, wird es notwendig, diesen Bereich im Rahmen eines Unternehmens zu organisieren. 1998 wird die nic.at Internet Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H gegründet – seit 2012 nic.at GmbH.
Zahlreiche Gründungen
Das Internet und die teilhabenden Unternehmen wachsen ab den 2000er-Jahren rasant. Es folgen zahlreiche Gründungen: Bereits 1998 geht Google mit seiner Suchmaschine an den Start, 2001 wird die Enzyklopädie Wikipedia gegründet, 2004 folgt die Social-Media-Plattform Facebook und ein Jahr später YouTube. Als Apple 2007 sein erstes iPhone vorstellt, ändert sich auch das Nutzerverhalten. Von nun an kann man mobil mit dem Smartphone surfen. Heute, 50 Jahre nach seinen Anfängen, nutzen mehr als vier Milliarden Menschen auf der Welt das Internet. Es ist zu einem Massenmedium geworden, das nicht mehr wegzudenken ist.
Wie sieht das Internet wohl an seinem 100.Geburtstag aus?