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Seit über 10 Jahren überschwemmen hunderte neue Domain-Endungen das Internet. Doch wie unterscheiden sich .tirol oder .versicherung von den alten Bekannten wie .de oder .at? Die Antwort ist einfach: Durch ihr Policy-Modell.


Die heterogene Policy-Welt der Länder-Domains

Policies sind lebendig und aktuelle Beispiele für Änderungen finden sich laufend: In manchen Ländern, weil es die Gesetzgebung oder der Regulator vorschreibt. In anderen Ländern entscheidet die Registry oder ihr Policy-Gremium über Anpassungen an aktuelle Gegebenheiten oder Entwicklungen am Markt. 

Country code Top-Level Domain (ccTLD) und generische Top-Level Domain (gTLD) Modell: Maßgeschneidert vs. one size fits all

Länder-Endungen wie .at und .de sind historisch gewachsen und beruhen stark auf lokalen Gepflogenheiten und Rechtslagen. Für .at bindend sind die AGB und Registrierungsrichtlinien der nic.at. Generische Top-Level Domains (gTLDs) wie .com, .net, .biz etc. werden von Vergabestellen verwaltet, die ihren Firmensitz in den USA haben. Daher gibt es zwischen .at und generischen Domains Unterschiede -speziell bei den Vertragsverhältnissen, der Laufzeit von Domains und den Kündigungsmodalitäten.

Die Einführung der neuen generischen Top-Level Domains (gTLDs) im Jahr 2013 war ein großer Erfolg und geht in den nächsten Jahren voraussichtlich in die zweite Runde. Alle neuen Endungen beruhen auf dem von ICANN vorgegebenen „amerikanischen“ Policy-Modell für gTLDs, ebenso wie .com, .net und .org. Das heißt: Auch die heimischen Domains .wien und .tirol unterscheiden sich von alten Bekannten wie .de oder .at durch unterschiedliche Vertragsverhältnisse und Kündigungsmechanismen. Viele neuen Endungen stellen außerdem spezifische Anforderungen an den Domain-Inhaber. Hier die wesentlichen Unterschiede:


Die Entstehung von ccTLDs und gTLDs


Country code Top-Level Domains (ccTLD) .at

ccTLDs sind lange vor der ICANN Gründung entstanden und beruhen daher auf lokalen Gegebenheiten. Aus diesem Grund hat jedes Land für sich eigene Vergaberichtlinien definiert.

Folgende Aspekte mussten dabei berücksichtigt werden:

  • nationales Recht
  • staatliche Interessen
  • Interessen der Local Internet Community


Generische Top-Level Domains (gTLD)

Betreiber generischer Top-Level Domains haben mit ICANN einen Vertrag beruhend auf US-amerikanischem Recht und verpflichten sich darin zu standardisierten Policies, Regulatorien und administrativen Prozessen. Im Zuge eines aufwändigen und teuren Einreichungsverfahrens mussten Bewerber für neue Top-Level Domains umfangreiche Nachweise ihrer technischen und kommerziellen Fähigkeiten erbringen und ein vielschichtiges Evaluierungsverfahren durchlaufen.


Die unterschiedlichen Vertragsverhältnisse


Country code Top-Level Domains (ccTLD) .at

Dreiecksverhältnis: Bei der Registrierung einer .at-Domain entsteht für den Domain-Inhaber zusätzlich zum Vertrag mit dem Registrar auch ein Vertragsverhältnis zur Registry nic.at.


Generische Top-Level Domains (gTLD)

Wasserfallprinzip: Bei generischen TLDs hat der Domain-Inhaber nur mit dem Registrar einen Vertrag. Dieser wiederum hat ein Vertragsverhältnis mit der Registry (und diese mit ICANN).


Kündigung vs. "Auslaufen lassen"


Country code Top-Level Domains (ccTLD) .at

Bei der Registrierung einer .at-Domain geht der Domain-Inhaber ein „Dauerschuldverhältnis“ ein. Das heißt, die Domain (und somit der Vertrag) bleibt so lange aufrecht und wird verrechnet, bis aktiv gekündigt wird.


Generische Top-Level Domains (gTLD)

Bei generischen TLDs ist das Vertragsverhältnis befristet und endet nach Ende der vereinbarten Laufzeit automatisch. Die Domain läuft also von selbst aus – es sei denn, sie wird neu bezahlt und somit verlängert.


Vergaberichtlinien


Country code Top-Level Domains (ccTLD) .at

Eine .at-Domain kann von jeder natürlichen oder juristischen Person unabhängig von Nationalität, Wohnort, Tätigkeitsbereich usw. registriert werden.


Generische Top-Level Domains (gTLD)

Viele der neuen gTLDs sind frei für jedermann registrierbar, andere sind speziellen Zielgruppen vorbehalten, die bei der Registrierung gewisse Nachweise erbringen müssen (z. B. .versicherung nur für die Versicherungswirtschaft, .ngo nur für NGO’s, etc.). Die meisten brand TLDs (Markennamen-TLDs wie .bmw oder .canon) werden von den jeweiligen Unternehmen selbst genutzt und nicht extern vergeben.


Domain-Registrierung


Country code Top-Level Domains (ccTLD) .at

.at-Domains können sowohl über nic.at Partner-Provider (Registrare), als auch direkt bei nic.at registriert werden.


Generische Top-Level Domains (gTLD)

Domains können ausschließlich über ICANN akkreditierte Registrare bzw. deren Reseller und nicht direkt bei der Registry registriert werden.